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Mit der «Stanser Bahn» eine Million Mal auf den Titlis
von Peter Steiner
Im Pavillon Schifffahrt, Seilbahnen und Tourismus des Verkehrshauses gehört die Anlage unbestritten zu den Attraktionen: An einem originalen Steuerpult kann die Bahn in Betrieb gesetzt werden, die Kabinen gleiten dann aus Tal- und Bergstation und überfahren, wie in der Wirklichkeit, den einzigen Masten. In aufwendiger Arbeit haben Hans und Josef Businger die oberste Sektion der Engelberg-Titlis-Bahn zwischen 1972 und 1982 im Massstab 1:20 nachgebaut. «Mein Vater», erinnert sich Sohn Werner, «war stets ein Bastler.» Zuhause an der Ennetmooserstrasse sei der Küchentisch jeweils von allerhand Modellen und Spielzeugen «in Arbeit» überstellt gewesen, das Projekt Titlis-Bahn habe aber jedes Mass gesprengt. So seien dafür über 14’000 Schrauben eingedreht, Spezialteile nach den Originalplänen gefertigt und manch Detail minutiös nachgestaltet worden. Hans Businger (1915–1994) war als Maschinenschlosser dazu prädestiniert, Sohn Josef ging ihm als Mechaniker zur Hand.
Moderne Elektronik
Irgendwie bekam die Leitung des Verkehrshauses Wind von dem fantastischen Werk, die «Züglete» 1982 ins renommierte Museum anlässlich der Sonderausstellung «Seilbahnen in der Schweiz» ehrte die beiden Konstrukteure ausserordentlich. Businger juniorsorgte jetzt für die Elektrifizierung, aber für die bahngleiche Steuerung der Fahrgeschwindigkeit brauchten Vater und Sohn Businger die Unterstützung eines Fachmannes. Dieser fand sich im Stansstader Hans Rothenfluh, der schon damals mit Chips und Datenträgern zu hantieren wusste. Wie weltweit bei den «Grossen» gehen die Kommandos auch hier von einem Steuerpult mit Herkunft «Frey AG Stans» aus. «Zu Beginn», erzählt Rothenfluh, «beanspruchten die Relais, Motoren und Schalter den Raum einer grossen Kiste, heute reicht für die Geschwindigkeitssteuerung mit Mikroprozessoren ein nicht einmal mehr schuhschachtelgrosses Gehäuse.» Er spricht damit an, dass er zusammen mit Josef Businger auch nach 40 Jahren immer noch den Betrieb des Modells sicherstellt. Denn nach der Sonderausstellung ist die Miniaturbahn 1985 zum festen Exponat im Tourismus-Pavillon geworden.
1’000’000 Mal den Berg hoch!
Seit Eröffnung der Ausstellung 1982 wird über die Fahrten der Bahn genau Buch geführt. Mit einer Geschwindigkeit von 6 cm in der Sekunde benötigt sie für die Fahrstrecke von 9 Metern 2 Minuten und 30 Sekunden. Mit durchschnittlich 68 Fahrten im Tag hat sich in diesem Frühjahr die millionste Fahrt ergeben, oder distanzmässig: 9000 Kilometer – die Strecke von Stans nach ... Südafrika! Das kleine «Stanser Bahndenkmal» verdient wahrlich Bewunderung.