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Fünf von sieben nehmen den Hut

25. April 2024
Die vierjährige Amtszeit der Gemeinderätinnen und Gemeinderäte geht am 30. Juni zu Ende. Fünf der sieben Mitglieder stellen sich nicht zur Wiederwahl – Anlass für ein Resümee, einen Blick in die Zukunft und ein herzliches Dankeschön!
Gemeinderat
Auszug aus dem Gemeindehaus (von links): Markus Elsener, Florian Grendelmeier, Lyn Gyger Erni, Marcel Käslin, Martin Mathis. (Bild: Andrée Getzmann)

Von Peter Steiner

Einem ist gleich vorab entgegenzutreten: Dass grad fünf Mitglieder nicht zur Wiederwahl antreten, ist nicht, wie etwa im Dorf kolportiert, ein Beweis für «Knatsch im Gemeinderat», sondern eher zufällig. In den für diesen Beitrag geführten Interviews unterstrichen alle Ausscheidenden einhellig, wie angenehm und kollegial die Zusammenarbeit im Gremium ist. Ein paar Zitate: «Cooles Team» (Martin Mathis, 54), «tolles Gremium mit gutem Zusammenhalt» (Lyn Gyger Erni, 47), «konstruktive und humorvolle Stimmung» (Markus Elsener, 60), «hat Spass gemacht» (Marcel Käslin, 54), «sehr gute, humorvolle Truppe» (Florian Grendelmeier, 44).

Subjektive Gründe

Die Gründe für die Massierung sind anderswo zu suchen. Erstens hat die Abkehr von der alternierenden Teilwahl – mal vier, mal drei – mit der Änderung der Gemeindeordnung im Jahr 2018 den markanten Aderlass überhaupt erst ermöglicht, und zweitens haben alle ihre persönlichen Gründe.

Da sind zwei (Martin Mathis, Marcel Käslin) schon je zwölf Jahre dabei und einer acht (Markus Elsener). Bedenkt man die Beanspruchung – mindestens 35 Prozent eines Arbeitspensums – und die sehr häufigen Engagements ausserhalb von Bürozeiten, so ist es niemandem zu verübeln, wenn er oder sie sich mal wieder entlasten will.

Florian Grendelmeier (6 Jahre) und Lyn Gyger Erni (4 Jahre) weisen eine kürzere Verweilzeit auf. Florian ist seit zwei Jahren zusätzlich im Landrat und so zweifelt er, ob er den «Elan noch für vier weitere Jahre» hätte und hört deshalb auf, «wenn es am schönsten ist». Und Lyn Gyger geht mit der persönlichen Erkenntnis, dass ihre «Interessen und Stärken eher im Eventbereich und weniger in der Politik liegen».

Jemandem böse sein? Nein, geht nicht. Aber herzhaft danke sagen für ihre Leistungen zugunsten der Gemeinde Stans – das dürfen und wollen wir!

 

Stolze Bilanz …

Nicht nur der Gemeinderat als Gremium hat in den letzten Jahren eine vielfältige und gute Arbeit abgeliefert, sondern auch die einzelnen Gemeinderätinnen und -räte. Denn sie stecken, zusammen mit ihren Teams, hinter dem, was schliesslich realisiert wird. Befragt nach den Highlights nennt Schulkommissionspräsident Marcel Käslin die «erfolgreiche Verschmelzung der Schulgemeinde mit der Politischen Gemeinde» und die «kontinuierliche Weiterentwicklung der Volkschule Stans, zum Beispiel mit dem alternativen Lernort ‹FliKla›». Bauchef Martin Mathis erinnert an die «Totalrevision der Bau- und Zonenordnung» und – da nickt ihm Sozialchef Markus Elsener zu – an «den Neubau des Wohnhauses Mettenweg». «Teamwork eben», betont Elsener und fügt als schöne Erfolge aus seiner Ressort-Optik den «Ausbau der Jugendarbeitsstelle und die Gründung der Alterskommission» hinzu. Auch Kulturchefin Lyn Gyger Erni durfte «eine neue Kommission ins Leben rufen, nämlich jene für Begegnungsorte». Überdies hat sie massgeblich «den Eichli-Park, der zurzeit realisiert wird, mitgeprägt». Florian Grendelmeier als Finanzchef hat – amtstypisch – bei allem, was Geld kostet, seine Aufmerksamkeit mit drin, weshalb er Elseners Votum bestätigt und den Schluss zieht, es gebe «keinen Erfolg, den ich mir alleine auf die Fahne schreiben möchte». Doch er zeigt sich zufrieden, dass Stans in seiner Zeit als «Finanzer» «im Schnitt sehr gute Abschlüsse erzielen und auch die Steuern senken konnte».

 

… mit einem Schuss Kritik …

Die Ausscheidenden sind realistisch genug, um in eine Amtsbilanz auch die eine oder andere Kritik einfliessen zu lassen. Käslin zum Beispiel bedauert, dass die andern Nidwaldner Gemeinden noch immer «nicht zur Anerkennung der Zentrumslasten der Gemeinde Stans» gebracht werden konnten. Die «langen Prozesse» sind es denn auch, die zwischendurch Martin Mathis «an die Nerven gingen». Und Markus Elsener liefert dazu ein Beispiel: «Preisgünstigen und hindernisfreien Wohnraum zu ermöglichen, ist eine langjährige Herkulesaufgabe.» Florian Grendelmeier moniert, «wir hätten früher den Mut haben müssen, die Steuern zu senken», und Lyn Gyger Erni mahnt eine alte Erkenntnis an: «Allen Bedürfnissen gerecht zu werden, ist nicht immer möglich.» Da ging denn das eine oder andere auch mal «daneben» …

 

… und einem Quäntchen Spass …

Bei aller Seriosität und Ernsthaftigkeit: Ein Team ist zu besonderen Leistungen fähig, wenn sich die Mitglieder auch menschlich achten und verstehen. Nicht selten haben an «Gemeinderats- und Kommissionsitzungen Missverständnisse oder Versprecher zu Lachern geführt», plaudert Marcel Käslin aus dem Nähkästchen und gibt gerne zu: «Die Gemeinderatsreisen und das Gesellige nach den Sitzungen haben mir Spass gemacht.»

 

«Motivierender Begleiter war die immer konstruktive und humorvolle Stimmung im Gemeinderat», betont auch Markus Elsener, und Florian Grendelmeier gesteht, dass man sich zwischendurch auch mal geneckt habe: «Wir waren eine sehr gute, humorvolle Truppe und konnten viel miteinander und auch über uns lachen. Das werde ich vermissen. Und dem neuen Gemeinderat wünsche ich von Herzen, dass das so bleibt.»

 

… ab in eine neue Freiheit

Das Amt eines Gemeinderates ist zweifelsfrei intensiv (bleibt aber auch nicht ganz ohne Entschädigung), so dass, wer ausscheidet, wieder ein beträchtliches Stück Zeit zur Verfügung bekommt. «Mein Gleitschirm braucht dringend mehr frische Luft: Überblick, Neuorientierung, Perspektivenwechsel», strebt Markus Elsener für sich persönlich an. Er, der gerne singt, möchte «auch mal wieder bei einem Chorprojekt mitwirken». Auch mit Sport hat’s Martin Mathis, will er doch «ein paar Bälle mehr auf dem Golfplatz riskieren» und Zeit dafür haben, «suboptimal geschossene Bälle im Wald zu suchen». Florian Grendelmeier kalkuliert; theoretisch habe er 17 Stunden die Woche für das Amt aufgewendet, die er so aufteile: «Fünf Stunden gönne ich mir, fünf Stunden stehen für Neues zur Verfügung und mindestens sieben Stunden gehören der Familie.» Marcel Käslin tritt im Juni eine neue Arbeitsstelle an und sagt: «Die gewonnene Zeit ist sehr willkommen für die Einarbeitung in diese neue Herausforderung.» Lyn Gyger Erni hatte zu ihrem Amt, dem familieneigenen Sportgeschäft und ihrer Aufgabe als Familienfrau bisher nicht weitere Fixverpflichtungen inne, wird sich aber in Zukunft «wieder einer neuen Arbeit widmen». Sie fasst zusammen, was wohl für alle gilt: «Ich werde die Abende wieder mehr mit der Familie und Freunden geniessen und spontanen Einladungen folgen.»